Auf der Rheinstraße in der Nähe des Marientors wohnte Kattrin, ein kleines altes Frauchen, mit ihrem taubstummen Sohn in einer ärmlichen Wohnung. Ihren Lebensunterhalt verdiente sie sich mit dem Aufsammeln von Pferdeäpfeln im damaligen Verkehrsmittelpunkt Duisburgs, dem Marientor. Täglich zog sie mit einem Wägelchen, das aus dem ausgedienten Gestell eines Kinderwagens und einer aufmontierten Kiste bestand, und einem Kehrblech durch die Straßen des Viertels und sammelte die Rossäpfel auf. So kam sie auch zu ihrem Namen, den ihr der Volksmund gegeben hatte.
Auch im dicksten Verkehr schaufelte sie den Pferdedung in ihre Karre und mancher Passant schüttelte verständnislos den Kopf, wie „Pädsköttels-Kattrin" für die Sauberkeit der Straßen sorgte. Nur wenige wussten, dass sie den Pferdedung zu einer Gerberei in Hochfeld brachte, wo er im Gerbprozess gebraucht wurde. Viel warf die Arbeit für „Pädsköttels-Kattrin" zwar nicht ab, aber sie war sparsam. Nachdem sie unerwartet gestorben war, wurde in ihrem Bett ein Betrag von mehreren tausend Mark gefunden, den sie für ihren Jungen zurückgelegt hatte. Dieses Geld behielt allerdings die Armenfürsorge, die sie jahrelang unterstützt hatte.